Dynamische Bewegungen durch „Langzeitbelichtung“

Dynamische Bewegungen durch „Langzeitbelichtung“

23. November 2013 0 Von jows-fotografie

Durch das Interesse an Nachtfotografie gehört die „Langzeitbelichtung“ für mich auch zu den interessanten Techniken, die auch am Tage nichts wirklich Anderes sind, aber Bewegungen einfach dynamischer erscheinen lassen anstatt sie „einfach nur“ einzufrieren. Die Bezeichnung Langzeitbelichtung ist dabei aber relativ, da sich solche Fotos mit Belichtungszeiten von normalerweise ¼  bis 1/60 Sekunde häufig aus der Hand machen lassen und teilweise ein Stativ sogar hinderlich ist. Zur Aufnahme bietet sich in diesem Fall entweder die die manuelle Einstellung oder die Blendenautomatik an, wo eine Belichtungszeit vorgewählt wird und die entsprechende Blende von der Kamera bestimmt wird. Wenn keine entsprechend langen Belichtungszeiten erreicht werden können, dann kann man auch einen ND-Filter (Graufilter) zu Hilfe nehmen, mit dem (wenn er eine gute Qualität besitzt) nur die Belichtungszeit verlängert wird.

Die Belichtungszeit von Bewegungsbildern muss an Hand der Geschwindigkeit gewählt werden. Als Faustformel zur Ermittlung der Belichtungszeit um eine Bewegungsunschärfe zu erreichen gilt: Belichtungszeit = Kehrwert der Geschwindigkeit. Wenn man also ein Objekt aufnehmen möchte, was sich mit einer Geschwindigkeit von 50km/h bewegt sollte man maximal mit einer Belichtungszeit von 1/50 arbeiten. Bei sehr schnellen Bewegungen können daher auch bei Belichtungszeiten von 1/500 schon für Bewegungsunschärfe ausreichen.

Außerdem hat auch die Bewegungsrichtung eine Auswirkung auf die Belichtungszeit für Bewegungsbilder. Die Belichtungszeit nach der obigen Faustformel gilt allgemein für horizontale Bewegungen, bei diagonalen Bewegungen ist sie ungefähr doppelt so lange und bei vertikalen Bewegungen nochmals doppelt so lange wie bei Diagonalen.

Bei Bewegungsbildern mit Unschärfe denke ich im Normalfall besonders an Mitzieher,  einfach verwischte Bilder oder Bilder mit Zoom-Effekt, die ich im Folgenden etwas beschreiben möchte:

Mitzieher:  Mitzieher zeichnen sich dadurch aus, dass das sich bewegende Objekt scharf dargestellt wird und der Hintergrund unscharf. Sie entstehen durch Folgen einer Bewegung mit der Kamera, wobei es sehr stark von der Art und Geschwindigkeit der Bewegung abhängt. Häufig sind sehr viele Bilder notwendig, um ein richtig tolles zu machen, wo alles passt, daher bieten sich ggf. auch Bildserien während einer Bewegung an. Optimale Mitzieher entstehen bei horizontalen Bewegungen im Bild, bei diagonalen oder vertikalen Bewegungen ist ein Mitziehen nicht möglich. Ich persönlich bevorzuge Belichtungszeiten, die etwas länger sind als die an Hand der obigen Formel ermittelten, da sich dann Mitzieher sehr schön darstellen lassen. Zur Ausführung von Mitziehern ist es hilfreich fest stehen zu bleiben und die Nachführbewegung lediglich aus den Armen oder ggf. der Hüfte durchzuführen, da in diesem Fall die Bewegungen auch runder und flüssiger wirken. Kameras wie die G-Serie von Panasonic, die einen Stabilisator besitzen, der je nach Einstellung nur in eine Bewegungsrichtung arbeitet sind hier klar im Vorteil.

Verwischte Bilder: Das andere Extrem zu Mitziehern sind verwischte Bilder, d.h. Bilder, wo normalerweise der Hintergrund scharf ist und die Bewegung verwischt. Diese Art von Bildern ist am besten von einem Stativ aus umzusetzen. Als Alternative lässt sich auch ein Blitz zum Einfrieren von Bewegungen einsetzen, wo ggf. das gesamt Bild unscharf ist und nur der Zustand zum Blitzzeitpunkt „eingefroren“ wird.

Zoom-Effekt: Beim Zoom-Effekt nutzt man, wie der Name schon sagt, die Funktionalität eines Zoom-Objektives um dynamische Bewegungen zu erzeugen. Er dient allerdings auch nicht nur dafür, sondern kann auch sehr schön bei statischen Motiven eingesetzt werden. Das Wichtige beim Zoom-Effekt ist, dass sich das Hauptmotiv in der Bildmitte befindet und bei Bewegungsbilder sich am besten auf einen zu bewegt, da so die Möglichkeit besteht, dass es auch scharf dargestellt wird, während die Umgebung „förmlich explodiert“. Hier macht es auch einen Unterschied, ob man einzoomt (Beginn mit kleinster Brennweite) oder auszoomt (Beginn mit größter Brennweite). Beim Zoomen wird während der Belichtung langsam und gleichmäßig der Kamerazoom verändert. Dies ist allerdings nur bei Objektiven mit manuellem Zoom möglich, beispielsweise bei Bridgekameras oder auch bei elektrisch gesteuerten Objektiven kann kein Zoom-Effekt erreicht werden, da der Zoomfaktor nicht während der Belichtung verändert werden kann. Es ist Geschmacksache, ob man mit kleinerer oder größerer Brennweite startet. Ich persönlich bevorzuge das Einzoomen, also zu Beginn die kürzere Brennweite. Hierbei sind auch häufig viele Bilder notwendig um ein gutes Bild zu bekommen. Daher benutze ich hier häufig auch die Serienbildfunktion und zoome immer ein, bzw. aus solange ich den Auslöser gedrückt halte. Durch solche Serien ist die Wahrscheinlichkeit sehr gut, dass ein gutes Bild entsteht.